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Reduzierung des CO2-Fußabdrucks volatiler Anästhetika im klinischen Alltag anhand von Fortbildungsmaßnahmen

Hintergrund: Volatile Anästhetika (u.a. Sevofluran und Desfluran) sind als fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen hochwirksame Treibhausgase, wobei Desfluran den höchsten CO2-Fußabdruck (CO2e) aufweist. Im klinischen Alltag könnte daher der CO2e-Fußabdruck durch vermehrten Einsatz intravenöser Anästhetika (Propofol) oder die Nutzung von Sevofluran in low- und minimal-flow Technik sowie durch Regionalanästhesieverfahren reduziert werden.

Ziele: Wir wollten herausfinden, ob sich Weiterbildungsmaßnahmen zu Nachhaltigkeitsaspekten beim Einsatz von volatilen Anästhetika auf die tägliche, anästhesiologische Praxis in unseren Kliniken auswirkt und sich dadurch die CO2e-Emissionen tatsächlich reduzieren lassen.

Umsetzung: In einer retrospektiven Studie wurden der jährliche Verbrauch volatiler Anästhetika sowie der Verbrauch des intravenösen Anästhetikum Propofol an allen drei klinischen Standorten der Charité im Zeitraum von 2015 bis 2023 ausgewertet. Die damit verbundenen CO2e-Emissionen wurden jeweils berechnet. Weiterhin wurde die Anzahl der Operationen, die Dauer der Narkosen und die Anschaffungskosten ausgewertet. Ab 2018 fanden regelmäßig interne und externe Weiterbildungsmaßnahmen (Bottom-Up) statt und führten zu entsprechenden Beschlüssen der Klinikleitung (Top-Down). 

Ergebnisse: Die CO2e-Emissionen volatiler Anästhetika reduzierten sich vom Jahr 2015 (vor den Bildungsmaßnahmen) bis 2023 um 90,3 % [CO2e: 2015: 1470t/Jahr auf 2023: 142 t/Jahr]. Dies wurde durch die schrittweise Abschaffung von Desfluran und die vermehrte Verwendung von Propofol oder Sevofluran in low- oder minimal-flow Technik erreicht. Weiterhin wurden Regionalanästhesieverfahren vermehrt genutzt. Gleichzeitig sanken die jährlichen Kosten für Anästhetika von 541.102 € im Jahr 2015 auf 281.646 € im Jahr 2023. Die Berechnungen der CO2e-Emissionen wurden auf die gemittelte Dauer der Operationen normiert, um verzerrte Angaben durch vorübergehende Änderungen in den Operationszahlen (z.B. COVID-19) zu vermeiden. Die schnellsten und nachhaltigsten Veränderungen wurden durch interne Top-Down-Maßnahmen (Beschlüsse auf Klinikleitungsebene) erreicht. 

Fazit: Weiterbildungsmaßnahmen über die klimaschädlichen Auswirkungen volatiler Anästhetika – insbesondere von Desfluran – können die CO2e-Emissionen anästhesiologischer Kliniken erheblich reduzieren. Positiv anzumerken ist, dass dies auch mit einer Kostenreduktion einhergeht.


Dieses Projekt wurde von der Jury des Lohfert-Preises 2025 als eines von 14 Projekten zum Themenfeld "Grüne Anästhesie" lobend erwähnt. Der Text ist der Bewerbung zum Lohfert-Preis 2025 entnommen. 


Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2022

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