Hintergrund: Der menschenverursachte Klimawandel stellt eine starke Bedrohung für die globale Gesundheit dar. Gleichzeitig trägt der Gesundheitssektor einen großen Anteil der Gesamtemissionen einer Gesellschaft bei, in Österreich ca. 7 Prozent. Wir sehen in unseren eigenen Handlungsfeldern, den ressourcenintensiven Intensivstationen und dem OP, hier v.a. bei inhalativen Anästhetika, einen guten Hebel, um die Emissionen unserer Klinik zu reduzieren.
Ziele: Unsere Abteilung möchte hochwertige Patientenversorgung mit Nachhaltigkeit vereinen. Dazu ersetzen wir Emissionsursachen auf allen Ebenen soweit möglich durch nachhaltigere Lösungen. Durch Einbezug der Mitarbeitenden werden fortlaufend neue Projekte umgesetzt. Gleichzeitig wird durch abteilungsübergreifende Zusammenarbeit das Bewusstsein für nachhaltige Medizin weitergetragen.
Umsetzung: Seit Projektbeginn wurde auf das klimaschädlichste Narkosegas Desfluran vollständig verzichtet. Zur sparsamen Verwendung des Narkosegases Sevofluran wurden alle Mitarbeitenden intensiv geschult. Unser verbrauchtes Sevofluran wird recycelt und unsere Abteilung ist die erste weltweit, welche das recycelte Sevofluran tatsächlich wiederverwendet. Eine Mülltrennung und Reduktion von Verbrauchsmaterial wurden eingeführt. Nicht benötigte Energieverbraucher wurden abgeschaltet, u.a. die stromintensive Anästhesiegasfortleitung (AGFS). Durch nationale und internationale Vorträge geben wir unsere Erfahrungen weiter.
Ergebnisse: Allein durch den Verzicht auf Desfluran und die verbrauchsoptimierte Anwendung von Sevofluran sanken deren Emissionen zwischen 2020 und 2024 um 95 Prozent von 176.000 kg CO2E auf 8.000 kg CO2E jährlich. Die Rückfilterung von Sevofluran ermöglichte die Abschaltung der AGFS, wodurch 120.000 kWh Strom pro Jahr eingespart werden. Die Mülltrennung im OP-Bereich reduzierte den medizinischen Sondermüll um 50 Prozent. Durch Netzwerkarbeit wird in ganz Vorarlberg kein Desfluran mehr verwendet, andere interne Abteilungen werden beim Aufbau eigener Green Teams unterstützt.
Fazit: Dank unserer Maßnahmen wurden die Emissionen der Abteilung erheblich gesenkt und Narkosen reflektierter und schonender durchgeführt. Die sensibilisierten Mitarbeitenden entwickeln laufend neue Projekte, aktuell z.B. zur telemedizinischen Ambulanz und Materialbeschaffung. Wir möchten zu einem nachhaltigen Wandel der Medizin beitragen und hoffen, damit eine Vorbildwirkung zu erzielen.
Dieses Projekt wurde von der Jury des Lohfert-Preises 2025 als eines von 14 Projekten zum Themenfeld "Grüne Anästhesie" lobend erwähnt. Der Text ist der Bewerbung zum Lohfert-Preis 2025 entnommen.
Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2022