Hintergrund: Mit einem Anteil von ca. fünf Prozent an den globalen Treibhausgasemissionen ist das Gesundheitswesen ein relevanter Faktor bei der Entwicklung des Klimawandels. Innerhalb des Gesundheitswesens ist der Betrieb einer anästhesiologischen Klinik im Operationssaal und auf der Intensivstation sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht besonders ressourcenintensiv.
Die Emissionen werden in drei „Scopes“ gegliedert:
1. Direkte Treibhausgasemissionen v. a. durch volatile Anästhetika
2. Energieassoziierte Emissionen
3. Emissionen durch die genutzten Produkte.
Ziele: Ziel unseres Projekts ist, durch nachhaltigen Ressourceneinsatz den Beitrag des Fachgebiets Anästhesiologie zur Klimaerwärmung und zum Anstieg der Gesundheitsausgaben zu reduzieren. Hierzu wurden Strukturen und Prozesse in den drei „Scopes“ der anästhesie-assoziierten Treibhausgasemissionen analysiert, Potenziale zur Optimierung der Ressourcennutzung identifiziert und diese Optimierungen implementiert. Um die erreichten und erreichbaren Optimierungen auch außerhalb unserer Einrichtung erkennbar und nutzbar zu machen, werden sie wissenschaftlich analysiert und publiziert.
Umsetzung: In Scope 1 beendeten wir die Nutzung des besonders klimaschädlichen Anästhetikums Desfluran und motivierten Mitarbeitende, wenig Narkosegas durch Niedrigflussnarkosen zu nutzen.
Zur Reduktion der energieassoziierten Emissionen aus Scope 2 analysierten wir den Energieverbrauch von Medizintechnikgeräten in verschiedenen Betriebszuständen und schränkten daraufhin die Nutzung des Standby-Modus ein, zudem wurde die Nutzungsdauer der energieaufwändigen Atemgasfortleitungssysteme reduziert.
Zur Verringerung der Emissionen aus Scope 3 wurden Mülltrennung im OP und auf einer Intensivstation eingeführt, die Standzeiten der Beatmungsschläuche verlängert und die Nutzung und Reinigung von Krankenhausbetten effizienter gestaltet.
Ergebnisse: Die anästhetikaassoziierten Emissionen (Scope 1) konnten um über 90 Prozent von ca. 1500 t auf unter 100 t CO2-Äquivalent pro Jahr gesenkt werden. In Scope 2 konnten wir in wissenschaftlichen Publikationen Potential zur Einsparung von ca. 20 t CO2-Äquivalent durch Ausschalten von Beatmungsgeräten außerhalb der Betriebszeit innerhalb unserer OP-Bereiche und Intensivstationen aufzeigen. In Scope 3 haben wir Reduktionen des Anfalls nicht recycelten Abfalls erreicht. Das Ziel ist die Generalisierbarkeit der Umsetzung in allen Krankenhäusern Deutschlands.
Dieses Projekt wurde von der Jury des Lohfert-Preises 2025 als eines von 14 Projekten zum Themenfeld "Grüne Anästhesie" lobend erwähnt. Der Text ist der Bewerbung zum Lohfert-Preis 2025 entnommen.
Headerfoto: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2022