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Lobende Erwähnung für „Reziproke Alarmierung (rA) für Ersthelfer-Alarmierungssysteme"

7. Juli 2022

Lohfert-Preis

Die Jury des Lohfert-Preises hat in diesem Jahr neben dem Preisträger zwei „lobende Erwähnungen“ ausgesprochen für Projekte, die ihr besonders positiv aufgefallen sind. Hierzu gehört die „Reziproke Alarmierung (rA) für Ersthelfer-Alarmierungssysteme“, ein Projekt der Björn Steiger Stiftung aus Winnenden. Deren Ziel: Ersthelfer:innen schneller zu Notfällen mit einem Herz-Kreislaufstillstand lotsen. Die Jury des Lohfert-Preises ist sich sicher, dass in diesem Projekt „sehr großes Potenzial, die Versorgungssicherheit bei Herz Kreislaufstillstand zu erhöhen“ steckt. Wir haben uns das Projekt angeschaut – darum geht es:

Beim Herz-Kreislaufstillstand kommt die Wiederbelebung oft zu spät – Hirnschäden oder Tod sind die Folge. Seit ihrer Gründung im Jahr 1969 setzt sich die Björn Steiger Stiftung für die Notfallhilfe in Deutschland ein. Mit dem Projekt „Reziproke Alarmierung (rA) für Ersthelfer-Alarmierungssysteme“ will sie dazu beitragen, dass Erste-Hilfe Maßnahmen bei einem Herz-Kreislaufstillstand schneller umgesetzt und mehr Betroffene als bisher gerettet werden können.

Ulrich Schreiner, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung
Ulrich Schreiner, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung

 

Deutschlandweit erleiden jährlich rund 70.000 Menschen einen plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand außerhalb von Krankenhäusern, häufig zu Hause, vielfach jedoch auch im öffentlichen Raum (z.B. im ÖPNV). Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben. Wiederbelebungsmaßnahmen werden häufig zu spät eingeleitet, dabei entstehen bereits nach drei bis fünf Minuten irreversible Hirnschäden. Die durchschnittliche Eintreffzeit des Rettungsdienstes beträgt jedoch neun Minuten. Ziel der Björn Steiger Stiftung ist es, dieses therapiefreie Intervall bei plötzlichem Herz-Kreislaufstillstand zu verkürzen und so viele Leben zu retten.

Ersthelfer-Apps auf dem Smartphone alarmieren ehrenamtliche Ersthelfer:innen vor Ort

Eine praktikable Lösung stellen Smartphone-basierte Ersthelfer-Alarmierungen dar. Mit qualifizierten ehrenamtlichen Ersthelfer:innen kann die Wiederbelebung schon nach drei bis vier Minuten  gelingen. Dazu werden die medizinisch qualifizierten Ersthelfer:innen, die sich in unmittelbarer Nähe zum Notfall befinden,  per GPS ihres Smartphones durch ihre Ersthelfer-App geortet und von der lokalen Rettungsleitstelle parallel zum Rettungsdienst alarmiert. Oftmals sind die Ersthelfer:innen schneller als der Rettungsdienst am Notfallort. Dort können sie mit der Wiederbelebung starten und wertvolle Zeit überbrücken, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Große Anzahl an nicht aufeinander abgestimmten Ersthelfer Apps problematisch  

Dem weitläufigen Einsatz solcher Ersthelfer:innen steht jedoch die große Anzahl unterschiedlicher Ersthelfer-Apps (z.B. Mobile Retter, Katretter, BOS Retter, Corhelp3r, Landretter, Region der Lebensretter, Voraushelfer) entgegen. Diese basieren jeweils auf unterschiedlichen technischen, organisatorischen und rechtlichen Konzepten und Systemen und arbeiten getrennt voneinander. Darüber hinaus unterscheiden sie sich auch in den Anforderungen an die Qualifikation und den Versicherungsschutz der Ersthelfer:innen. Allen gemein ist: Sie sind untereinander nicht kompatibel und je nach Bundesland, Landkreis und Stadt verschieden. Jeder Anbieter hat eigene Verträge mit den jeweiligen Gebietskörperschaften, teilweise bestehen bei der gleichen App zudem unterschiedliche Vertragsinhalte in einzelnen Landkreisen und Kommunen.

Vernetzung existierender Ersthelfer-Apps kann „Notfall-Lücken“ schließen

Das Ziel des Projekts „Reziproke Alarmierung (rA) für Ersthelfer-Alarmierungssysteme“:  Alle existierenden App-Anbieter vernetzen sich auf einer gemeinsamen Plattform, sodass bei Notfällen immer der- oder diejenige Ersthelfer:in alarmiert wird, die sich in unmittelbarer Nähe des Notfallortes befindet – und zwar unabhängig davon, welche App benutzt wird.  Das ermöglicht letztlich das übergreifende Ziel einer system- und regionsübergreifenden Alarmierung. Konkret werden geeignete Ersthelfer:innen auf allen Apps „reziprok“ (wechselseitig, gleichzeitig) alarmiert. So werden mehr Ersthelfer:innen erreicht – insbesondere in Regionen, in denen bisher nicht genügend registrierte Ersthelfer:innen verfügbar sind. Dadurch können „Notfall-Lücken“ geschlossen werden.

Um diese übergeordnete Alarmierungsplattform zu schaffen, arbeiten fünf große App-Anbieter seit dem Jahr 2020 in einer Arbeitsgruppe unter Federführung der Björn Steiger Stiftung zusammen. Die technischen Voraussetzungen der Plattform sind definiert, eine Testrealisierung wurde aufgebaut. Versicherungsaspekte wurden vereinheitlicht und implementiert, ebenso wurde die psycho-soziale Nachbetreuung der eingesetzten Ersthelfer geregelt. Derzeit erfolgt die datenschutzrechtliche Abstimmung, sowiedie Vereinbarungen der App übergreifenden Alarmierung mit den Landkreisen und Städten.

Kontakt

Björn Steiger Stiftung, Ulrich Schreiner, Max Eyth Str. 7, 71364 Winnenden, info@steiger-stiftung.de


Björn Steiger Stiftung

"Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, er starb am Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten daraufhin am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine dieses Engagements sind z. B. die Einführung der bundesweit einheitlichen und kostenfreien Notrufnummern 110/112, der Aufbau der Notruftelefonnetze an deutschen Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen und der Aufbau der Luftrettung. Aktuelle Initiativen widmen sich insbesondere dem Kampf gegen den Herztod, der Breitenausbildung in Wiederbelebung, der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für den Notfall und dem Frühgeborenentransport."

(aus der PM vom 28.12.20218 „Ein korrekt abgesetzter Notruf sorgt für schnelle Hilfe“)


Copyright: Headerfoto: Bertram Solcher, Foto U. Schreiner: Björn Steiger Stiftung

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