Lohfert-Preis
Ziel des Lohfert-Preis-Projekts 2017 war die frühzeitige Erkennung von Symptomen und Therapienebeneffekten bei ambulanten onkologischen Patient:innen mit Hilfe einer Smartphone App. Die eigens zu diesem Zweck entwickelte „consilium care“ App ermöglicht eine niederschwellige Kontaktaufnahme zwischen Patient:in und Behandlungszentrum - mit dem Ziel einer verbesserten Kommunikation und des aktiven Einbezugs von Patient:innen. Die App ist zudem ein „digitales Therapietagebuch“. Die Patient:innen können ihre Symptome und ihr Befinden protokollieren und mit dem Behandlungsteam teilen und reflektieren. Dies fördert eine effiziente und gleichberechtigte Arzt-Patienten-Kommunikation und verbessert zugleich – dank permanenter Auswertung der eingegebenen Daten – die Patientensicherheit, wie Prof. Trojan damals im Interview erläuterte.
Wir haben nun per E-Mail drei Fragen zum Fortgang des Projekts an den Projektleiter, Prof. Dr. Andreas Trojan, OnkoZentrum Zürich/Stiftung Swiss Tumor Institute Zürich und Chief Medical Officer, Co-Founder und Präsident des Verwaltungsrats der mobile Health AG, Zürich gestellt.
Woran denken Sie, wenn Sie das Foto aus dem Jahr 2017 betrachten?
Andreas Trojan: Das waren die ersten Schritte zur Erfassung der durch die Patientin berichteten Symptome und zum Therapieverlauf. An dem Hauptelement unseres Ansatzes, alle Daten und den Krebsverlauf der Patient:innen übersichtlich und auf einen Blick digital abzubilden, hat sich nichts geändert. In den letzten Jahren haben wir unser System kontinuierlich weiterentwickelt. Basierend auf Kunden- und Anwendungs-Feedback ist es jetzt noch anschaulicher und einfacher in der Nutzung. Die positiven Rückmeldungen bestärken uns darin, dass „consilium care“ die Kommunikation zwischen Patient:in und Arzt maßgeblich verbessert.
Wie konnte der Gewinn des Lohfert-Preis das Projekt unterstützen?
Andreas Trojan: Nach der Prämierung ist viel passiert. Mehr als 1.500 Patient:innen nutzen aktiv unsere „consilium care“ App. Eine zweistellige Anzahl an Kliniken in der Schweiz und in Deutschland arbeitet mit der „consilium care“ Plattform. Wir haben jetzt ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt, das sämtlichen Datenschutzanforderungen der DSGVO entspricht. Zudem konnten wir weitere Studien publizieren, die die positiven Auswirkungen von „consilium care“ als digitalen Begleiter während der Krebstherapie zeigen.
Derzeit laufen weitere Studien, bei denen strukturiert und standardisiert Patientendaten erfasst werden. All das leistet einen wertvollen Beitrag für die Krebsforschung. Durch den Lohfert-Preis haben wir viel Medienaufmerksamkeit bekommen, was auch zu dieser großartigen Entwicklung beigetragen hat.
Woran arbeiten Sie gerade und was sind Ihre nächsten Ziele?
Andreas Trojan: Im nächsten Schritt planen wir die Zulassung von „consilium care“ als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) in Deutschland. Vielen Krebspatient:innen konnten wir bereits helfen, ihren Krebsverlauf besser zu managen und jetzt wollen wir eine offizielle DiGA werden, so dass die App über die Krankenversicherungen rückerstattet werden können. Zudem bekommen wir zunehmend Rückmeldungen, dass auch andere Patientengruppen außerhalb der Onkologie von unserer Anwendung, beziehungsweise generell von durch Patient:innen elektronisch berichteten Daten, sogenannten „electronic Patient Reported Outcome Measures“ (ePROMs), profitieren. Daher haben wir erste Projekte außerhalb der Onkologie begonnen. Ebenso arbeiten wir an der Expansion über die Europäischen Grenzen hinaus.
Zürich/Hamburg, im Juni 2022
Copyright Fotos: Bertram Solcher für den Lohfert-Preis 2017 /Äußerungen unserer Gesprächspartner:innen geben deren eigene Auffassungen wider. Die Christoph Lohfert Stiftung macht sich Äußerungen ihrer Gesprächspartner:innen in Interviews und Beiträgen nicht zu eigen.