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Wenn die Angehörigen nicht zu den Patienten dürfen

29. April 2020

News

Viele Menschen werden sich später anhand ihrer persönlichen Tagebuchaufzeichnungen an den Corona-Ausnahmezustand erinnern. Der Frankfurter Anästhesist und Intensivmediziner Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski und sein Team halten Erinnerungen anderer Art fest, und zwar für die, die das gerade nicht selbst tun können.

Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski ist ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Christoph Lohfert Stiftung. Und er ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Frankfurt. In dieser Funktion befindet er sich seit Wochen im Marathon gegen das Virus. Denn das Uniklinikum versorgt besonders schwer an Covid19 Erkrankte aus dem gesamten Raum Hessen. Wie vielerorts in Kliniken, ist auch auf der Corona-Intensivstation des Frankfurter Uniklinikums Angehörigen der Besuch untersagt. Was das – neben allen anderen Schwierigkeiten - für Mitarbeitende, Angehörige und Patienten bedeutet, beschreibt eindrücklich eine F.A.Z-Reportage über Kai Zacharowskis Team. Besonders eindrücklich im Hinblick auf gute Patientenkommunikation: Das medizinische Personal führt für die künstlich im Koma liegenden, weil beatmeten Patienten ein Tagebuch. Das hilft den Angehörigen und Patienten, diese schwere Zeit im Nachhinein zu rekonstruieren und zu verarbeiten.

Intensivtagebuch kurz erklärt

Auch am Klinikum Dortmund wird das Intensivtagebuch genutzt. Auf Youtube erklären die Pflegewissenschaftlerin Andrea Besendorfer und die pflegerische Leitung der Schwerbrandverletztenabteilung den Einsatz und betonen: Es geht nicht um das Dokumentieren von pflegerischen oder medizinischen Handlungen. Vielmehr schreiben die Klinikmitarbeitenden das Alltagsgeschehen am und um den Patienten auf - wie es ihm (er-)geht ­ ­- und erklären, was mit ihm geschieht. Das ermöglicht dem Patienten nach seiner Genesung mögliche Ursachen für unklare Erinnerungen, Träume, Halluzinationen nachzuvollziehen.

Studie bestätigt: Risiken für psychische Folgen nach Intensivaufenthalt lassen sich senken

Ursprünglich stammt die Idee zum Intensivtagebuch aus Skandinavien. Der Pflegewissenschaftler Peter Nydahl hat sie nach Deutschland gebracht und evaluiert. Inzwischen ist dieses Instrument der Patientenkommunikation vielen bekannt. Gerade in Corona-Zeiten hilft das Tagebuch auch jenen Angehörigen Verstorbener, die wegen des Besuchsverbots ihre Lieben nicht begleiten dürfen. So können sie deren letzte Stunden nachzuvollziehen und ein wenig leichter Abschied nehmen.

 

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