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Peripartale psychische Erkrankungen und Bindung: Integrierte Behandlung von Mutter und Kind

Hintergrund: Psychische Erkrankungen treten auch in Schwangerschaft und Postpartalzeit häufig auf. Dies birgt nicht nur Leid und Risiken für die Mutter (Chronifizierung, Komorbidität, Suizid), sondern über verschiedene trans- und intergenerationale Mechanismen auch für das Kind mit potentiell lebenslangen Auswirkungen (Programmierung der Stressregulation bereits in der Schwangerschaft). Insbesondere kann die Mutter-Kind-Bindung negativ beeinflusst werden. Störungen der Mutter-Kind-Bindung wiederum stellen ein frühes Risiko für das Familiensystem und die somatische und psychische Gesundheit des Kindes dar, deren Konsequenzen oftmals im Rahmen des Gesundheitssystems und auch der Kinder- und Jugendhilfe aufgefangen werden müssen.

Ziele: Durch eine frühzeitige fachgerechte Behandlung betroffener Frauen bereits in der Schwangerschaft und später mit ihrem Baby wird die psychische Symptomatik der Mütter reduziert und die Mutter-Kind-Bindung gefördert, lebenslange Risiken für das Kind sollen somit verringert werden. Notwendig ist dafür ein interdisziplinäres und multiprofessionelles, insbesondere aber auch transsektorales Setting, das einen Fokus auf die Mutter-Kind-Bindung ermöglicht.

Eine explizit gemeinsame Behandlung der Mutter-Kind-Dyade mit Fokus auf die Mutter-Kind-Interaktion ist somit zusätzlich zur störungsspezifischen Therapie der Mutter sinnvoll und notwendig und wurde durch die Implementierung einer Mutter-Kind-Tagesklinik eingebettet in ein Versorgungsnetzwerk ermöglicht.

Umsetzung: Seit 2010 wurden 363 Mutter-Kind-Paare in der Tagesklinik behandelt. Die Frauen sind durch die psychische Erkrankung mit hoher Komorbidität belastet und im Bindungsaufbau zum Baby eingeschränkt. Ca. 56 Prozent berichten von Störungen der Mutter-Kind-Bindung. Zur Entlassung nach durchschnittlich 32 Behandlungstagen zeigt sich eine hochsignifikante Symptomverbesserung mit sehr hoher Effektstärke. Zur Entlassung weisen 86,6 Prozent unserer Patientinnen keine Mutter-Kind-Bindungsstörung mehr auf. In der Katamnesebefragung ein Jahr nach Entlassung zeigt sich ein stabiler Behandlungserfolg.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen hohe therapeutische Effekte der bindungsfokussierten und interaktionszentrierten Behandlung für die seelische Gesundheit der Mutter, ebenso wie für die Bindungsentwicklung zum Kind.

Die gemeinsame Behandlung von Mutter und Kind sollte als Versorgungsform der Zukunft ein fester und finanzierter Bestandteil des Versorgungssystems sein, um Chronifizierung und negative Entwicklungsfolgen für das Kind zu verhindern.

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